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Sauberer Strom in Norwegen

Erstes Osmosekraftwerk der Welt läuft

Der norwegische Energiekonzern Statkraft hat erstmals ein Osmosekraftwerk in Betrieb genommen. Die Anlage nutzt die Kraft, die aus dem Druckunterschied zwischen Süß- und Salzwasser entsteht. Noch ist die Leistung minimal, doch die Betreiber sagen dem Prinzip eine große Zukunft voraus.

Tofte – In Anwesenheit von Kronprinzessin Mette-Marit hat der staatliche Energieversorger Statkraft am Dienstag die Anlage eröffnet. “Wir glauben, dass Osmosekraft ein wichtiger Teil im weltweiten Energiemix werden wird”, sagte Statkraft-Chef Baard Mikkelsen bei der Vorstellung der neuen Anlage an der Südspitze des Oslofjords in Tofte, rund 60 Kilometer südlich der Hauptstadt. “Salzwasser allein wird die Welt allerdings nicht retten.”

Kleine Anlage, große Pläne: Der in Tofte erzeugte Strom reicht für eine Kaffeemaschine, in Zukunft könnte die Technik den halben Energiebedarf der EU decken

© DPA

Basierend auf dem physikalischen Prinzip der Osmose werden durch den Aufbau von Wasserdruck in dem Kraftwerk Turbinen angetrieben, die sauberen Strom erzeugen. Der Druck entsteht, weil Süßwasser aus einer Flussmündung durch eine einseitig durchlässige Membran in Salzwasser drückt, dieses aber nicht auf die andere Seite ausweichen kann.

Dank der Kraft der Osmose kann “Energie nicht gegen die Natur, sondern mit der Natur” erzeugt werden, erläuterte Statkraft-Entwicklungschef Sverre Gotaas. Als Abfallprodukt entsteht lediglich Brackwasser, in dem Süß- und Salzwasser vermischt sind. Manche Umweltschützer fürchten allerdings, dass die Abwässer das ökologische Gleichgewicht im Wasser rund um das Kraftwerk verändern könnte. Tatsächlich ist das Prinzip der Osmose im Alltag weit verbreitet: Zum Beispiel nehmen Bäume durch Diffusion Wasser auf. Beim Pökeln von Lebensmitteln wird das darin enthaltene Wasser entzogen und so die Haltbarkeit verbessert. Industriell wurde das Prinzip bisher etwa in Entsalzungsanlagen genutzt. 

Da als Ausgangsstoffe für die Energiegewinnung nur Süßwasser und Salzwasser notwendig sind, könnten solche Anlagen etwa überall dort entstehen, wo Flüsse in Ozeane fließen. “Sogar Länder, die weder Öl noch Kohle oder Berge haben, könnten ihre eigene Energie gewinnen”, sagte Rasmus Hansson, der norwegische Chef der Umweltorganisation WWF. “Es ist sehr schön, wenn die Industrie die Natur nachahmt”, fügte er hinzu.

Noch hat die neue Technik vergleichsweise geringe Kapazitäten. Die neue Osmoseanlage in Tofte, die in einer alten Papiermühle eingerichtet wurde, liefert derzeit gerade genügend Energie, um Kaffee zu kochen. Um die Effizienz zu steigern, muss deren technisches Herz, die Membranen, weiterentwickelt werden. Nach neuestem technischen Stand, der in Tofte erst später zum Einsatz kommen soll, können pro Quadratmeter dieser einseitig durchlässigen Trennwände etwa drei Watt Energie erzeugt werden, fünf Watt wäre das Ziel. Statkraft begann nach eigenen Angaben in den späten 90er Jahren mit der Entwicklung und erreichte damals eine Membraneffizienz von 0,01 Watt pro Quadratmeter.

manager-magazin.de mit Material von afp, reuters und ap

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